Wenn ein Kind geboren wird, so betritt ein neuer Mensch die Welt. Rein, mutig, voller Tatendrang, neugierig, einzigartig, noch unvoreingenommen und aufgeschlossen alles und allem gegenüber. Nach dem ersten Geburtstag beginnt es aktiv mit der bewussten Entwicklung. Und jedes Kind, obwohl so verschieden, egal aus welcher Nation, ist immer mit den gleichen Grunddaten programmiert. Es will laufen lernen, weil es weiß, dass es das kann. Es fängt an zu sprechen, weil es weiß, das kann ich auch. Es will in allem selbstständiger werden und alles entdecken. Und es traut sich alles zu. Aber dann werden die unterschiedlichen Charakterzüge langsam deutlich. Das eine Kind ist motorisch mutiger und sicherer. Das andere Kind ist eher still und zurückhaltend. Aber alle sind gleichermaßen neugierig, ehrlich, kleine Entdecker und Forscher. Sie wollen sich ausprobieren, nachahmen, testen was sie schon können. Und in diesem wunderbaren, erforschenden Zeitraum des Entdeckens, das Entwickeln von Ideen und das Ausprobieren des eigenen Willens kommt der große Hammer, die Bremse, nämlich die Erziehung! Wir Eltern erklären unseren Kindern, was sie alles noch nicht können, was sie noch nicht verstehen und erst noch lernen müssen. Sie sind eben noch zu klein. Es werden kleine, tobende, sich durchsetzen wollende Kinderwillen gebrochen und “erzogen“. Sicherlich, Eltern müssen wachsam sein. Ein zweijähriger kann noch nicht die Gefahren einer Straße abschätzen. Oder weiß noch nicht, dass man sich nicht nur von Schokoladenpudding und Gummibären ernähren kann. Ein: „Lass das, ich kann das, oh, kaputt!“ haben alle Eltern sicherlich schon mal erlebt.
Spätestens beim Schuleintritt endet die fröhliche Kindheit. Oft wird, gerade von der älteren Generation, dem noch glückseligen, Zuckertüte tragenden Kind erklärt, heute beginnt der Ernst des Lebens. Peng, Schluss mit lustig. Lernen ist eine ernste Sache. Aufpassen, Zuhören, Fehler machen wird bestraft bzw. schlecht benotet.
Dabei hat das Kind mit Spaß und freiem Willen in allen Jahren vorher intuitiv durchschnittlich mehr Neues pro Jahr gelernt, als in dieser Geschwindigkeit jemals wieder im Leben. Weil es sich frei entwickeln konnte und wollte.
Ich selber habe zum Beispiel meine Kinder ebenso intuitiv immer auf alle Klettergerüste gelassen, weil ich mal gelesen hatte, dass Kinder immer nur das versuchen und sich selber zutrauen, was sie glauben zu schaffen. Und keiner meiner beiden Jungs ist jemals heruntergefallen. Sicherlich, ich habe oft, ohne dass sie es bemerkten, dabei gestanden um im Notfall eingreifen zu können, aber es war nie notwendig. Sie sind beizeiten sicher geklettert und Rad gefahren. Und wenn sie doch mal gestürzt sind, habe ich sie animiert, weiterzumachen.
Es gibt einen schönen Spruch: „An meine Eltern, bitte lasst mich einmal fallen. Nur so lerne ich aufzustehen!“. Was wir Erwachsene von Kindern wirklich lernen können, ist Phantasie zu haben, kreativ zu sein, den Moment zu genießen, neugierig und aufgeschlossen zu sein. Und ganz wichtig, an sich selbst zu glauben!
Die Kinderphantasie zeigte sich mir deutlich, als mein ältester Sohn im Alter von vier Jahren mich schier jeden Morgen in den Wahnsinn trieb. Es gab immer zum Frühstück eine Kakaomilch. Montags wollte er die Bärchentasse, Dienstags die mit dem Traktor und am Mittwoch den gelben Plastikbecher. Und ich stellte ihm grundsätzlich immer die falsche Tasse hin. Ich diskutierte ständig mit ihm darüber. Aber, anders gedacht, er hatte Recht. Was machen denn wir Erwachsenen? Trinken wir den Sekt aus dem Kaffeebecher? Würden wir unseren Gästen das Weizenbier im Rotweinglas servieren? Der Weißwein bleibt immer derselbe, schmeckt aber im Weißweinglas deutlich besser als aus der Bärchentasse!
Mit Zeit nehmen meine ich, bewusst zum Beispiel die Schönheiten der Natur zu genießen, auf die Schmetterlinge zu achten, kurzum einfach mal ruhiger zu werden und die kleinen Dinge und die Natur zu genießen.
Mal kreativ sein, verrückt sein, lustig sein, sich mit Menschen umgeben, die auch spontan sind, verrückte Sachen machen und viel Humor haben und das Leben nicht so bierernst nehmen.
Kinder machen uns zu besseren Menschen und zeigen uns, worauf es wirklich ankommt im Leben. Durch meine Kinder habe ich mit dem Party-Rauchen aufgehört, mich gesünder ernährt und bin viel an der frischen Luft und in der Natur. Alle Kinder sind aufgeschlossen. Es gibt keine kleinen Kinder, welche zu einem dreijährigen sagen, du bist Ausländer, mit dir spiele ich nicht. Dieser momentane Ausländerhass bedrückt mich sehr. Viele vergessen, dass wir in allen anderen Ländern der Welt auch Ausländer sind. Durch Kinder lernt man Rücksicht zu nehmen, Geduld zu haben, man wird ein Organisationstalent, lernt bedingungslos zu lieben, spürt wie schön es ist füreinander da zu sein.
Meine Mama sagte immer zu mir, wenn ich eine schlechte Note in der Schule bekam, „Da hast du bestimmt geträumt, ich weiß doch, dass du das kannst!“. Eltern sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen im Leben jedes Kindes. Wenn ein Kind in jungen Jahren Vertrauen, Rückhalt und Ermutigung erfährt, ihm Fehler erklärt und verziehen werden, es unterstützt und ermuntert wird sich selbst auszuprobieren, wird daraus ein Erwachsener, der an sich und seine Stärken glaubt. Der wagt, der handelt, der liebt. Und jeder Erwachsene sollte ein Stück weit in Astrid Lindgrens Welt eintauchen und sein Leben so gestalten, so wie es Pippi tat, denn ihr Motto ist: „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt!!“.
Also, seid aufgeschlossen und neugierig in eurem Leben, seid mutig und probiert euch aus, traut euch Neues zu wagen, evtl. Fehler zu machen aber daraus zu lernen, pflegt Freundschaften, seid ehrlich, sagt was ihr denkt, genießt euer Leben, zelebriert auch mal die kleinen Momente und ganz wichtig, bei allem was ihr tut, habt Spaß dabei!!!
Ein toller Gedankenansatz von Winnie