Heute möchte ich einmal das Thema “Positive Gedanken trainieren” aufgreifen. Was genau bedeutet positives Denken bzw. wie kann man positives Denken lernen. Ich möchte nicht, dass ihr mich falsch versteht und ich euch raten möchte blauäugig durch die Welt zu rennen und alles für ganz toll und super schön erachtet. Ich weiß auch, dass das Leben kein Ponyhof ist und dass nicht immer alles exakt nach dem Plan läuft wie man es sich wünscht.
Als ich begonnen habe mich mit dieser ganzen Thematik zu beschäftigen, hatte ich bezüglich des positiven Denkens, den falschen Ansatz gewählt. Ich habe immer gedacht, egal was wie und warum im Leben passiert, du musst alles positiv betrachten und bei allem glücklich sein und grinsend und freudig durch die Welt rennen. Ich bin jedoch schnell zu dem Schluss gekommen, dass sowas gar nicht funktionieren kann.
Es gibt so viele Dinge im Leben, die grundsätzlich nicht positiv verlaufen, wenn zum Beispiel eine geliebte Person aus dem Leben tritt. Daran ist nichts Positives zu sehen. Oder wenn unschuldige Menschen Verbrechen zum Opfer fallen. Oder wenn Unfälle passieren, bei denen Menschen sterben, die damit gar nichts zu tun haben. Es gibt so viele Dinge im Leben, welche nicht positiv sind bzw. dem man nichts Positives abringen kann.
Der Schlüssel hierzu ist jedoch die persönliche Einstellung zu den Dingen, wenn man gewisse Sachen einfach mal aus einer anderen Richtung betrachtet.
In meinem Artikel “Anders Denken im Zusammenhang mit dem Thema Tod” habe ich euch bereits beschrieben, wie mein geliebter Vater aus dem Leben getreten ist. Ich habe bei Weitem nichts positives daran gefunden, dass er auf einmal nicht mehr da war. Ich fand’s milde ausgedrückt echt schockierend ihn tot aufzufinden und ich habe lange damit zu kämpfen gehabt, die Tatsache zu akzeptieren, dass ich mich nie wieder mit ihm unterhalten kann und dass er mir nie wieder ein paar Erfahrungen aus seinem Leben mitgeben kann. Teilweise denke ich noch heute daran, wie schön es wäre mit ihm zu quatschen, zu lachen, Bierchen zu trinken und über das Thema Autos zu philosophieren. Das geht leider nicht mehr.
Was ich mir jedoch bewusst gemacht habe, ist die Tatsache, dass es seine eigene Entscheidung war aus diesem Leben zu treten und dass er wirklich gelitten haben muss, was uns als Familie nie so wirklich bewusst aufgefallen ist. Er konnte es gut verbergen.
Und genau hier ist die Schnittstelle zum Positiven Denken vorhanden. Man muss sich bei so einem einschneidenden Ereignis bewusst werden, warum das im Leben passiert ist und ob es vielleicht sogar besser für die Person war. In meinem Falle war es für meinen Vati eine Erlösung. Er wollte niemals, wie er es in seinem Abschiedsbrief beschrieben hatte, gewindelt werden.
Klar, wird es viele von euch geben, die einen geliebten Angehörigen durch eine Krankheit oder durch einen Unfall verloren haben bzw. diese Fakten als Gegenargument anbringen werden und sagen werden: “Was bitte soll daran für diesen Menschen positiv sein und das war gar nicht besser für diese Person und unsere Familie”.
Das möchte ich auch nicht behaupten, nur muss man in solchen Trauerfällen immer individuell abwägen, wie man mit dieser Tatsache umgehen möchte. Will man dem noch ewig hinterher trauern und vielleicht noch das eigene Leben zerstören oder möchte man wieder beginnen glücklich zu sein und nach Vorne zu schauen.
Es gibt in diesen Fällen definitiv nicht das richtige Geheimrezept. Was man jedoch versuchen kann, sich wieder auf die schönen und positiven Dinge des Lebens zu konzentrieren und versuchen anzufangen mit Kraft und Tatendrang nach Vorne zu schauen.
Ich weiß genau wie schwer es ist, solche Plattitüden zu hören. Ich habe damals zu Genüge solche Sprüche von Leuten gehört, die sowas noch nie erlebt haben. “Das wird schon wieder” oder Das Leben geht weiter”. Oh ja, davon kann ich ein Lied singen. Und in diesen Augenblicken will man solch ein Gelabere überhaupt nicht hören. Man erwartet Mitgefühl und Mitleid. Jedoch können nichtbetroffene Leute sich niemals in die eigene Lage versetzen. Sie denken wiederrum, sie bauen einen mit solchen Worten auf. Das darf man diesen Menschen nicht krumm nehmen, denn sie wissen es nicht besser und kennen dieses zu tiefst traurige Gefühl nicht.
Genau deshalb muss man für sich selbst versuchen zu erkennen, was genau kann ich aus dieser Situation lernen, was kann ich davon für meinen weiteren Lebensweg mitnehmen. Wie gehe ich damit um. Und genau das ist dann positives Denken. Wenn man sich bewusst wird, was man genau aus solchen negativen Ereignissen mitnehmen kann, um daraus letztlich gestärkt seinen eigenen weiteren Lebensweg zu beschreiten.